Gartenteich

Gartenchronik

Tagebuch zweier Kleingärtner

Ein Spatz in der Hand…

…ist besser als eine Taube auf dem Dach – besagt ein altes Sprichwort. Allerdings geht es in diesem Beitrag nicht um den tieferen Sinn der Redewendung, sondern vielmehr um die Rettung eines Jungvogels.

Man muss schon sehr genau hinsehen, um den jungen Spatz zu entdecken
Man muss schon sehr genau hinsehen, um den jungen Spatz mit seiner perfekten Tarnung zu entdecken

Auf einem meiner zahlreichen Rundgänge, die ich täglich durch den Garten tätige, gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken. So auch an diesem Sonntag, als sich plötzlich etwas im Beet unterhalb der Vogelbrutstätte bewegte.

„Wird bestimmt wieder nur ein Frosch sein“, dachte ich mir und schaute noch einmal etwas genauer hin:

Der kleine Kerl wusste gar nicht wohin mit sich
Der kleine Kerl wusste gar nicht wohin mit sich

Der Verdacht bestätigte sich nicht. Vielmehr kam Freude auf, denn die kleinen Spatzen – so meine Vermutung – schienen nun flügge zu werden. Was mich etwas verwunderte war jedoch, dass der gefiederte Freund versuchte zu fliegen, es ihm allerdings nicht gelang. Auch bei den Altvögeln herrschte aufgeregte Stimmung. Ist er eventuell aus dem „Nest“ gefallen?

Der Jungvogel in seinem neuen Versteck
Der Jungvogel in seinem neuen Versteck

„Lässte ihn mal und beobachtest, ob sich die ‚Alten‘ um den Kleinen kümmern.“ war mein Gedanke. Die Eltern flogen weiter und versorgten die Jungen im Vogelhäuschen. Der kleine Kerl versuchte aber weiterhin die Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf sich zu lenken – vergeblich.

“Hilft alles nichts“, dachte ich mir. Wenn der Kleine nicht vor die Hunde gehen soll, muss jetzt gehandelt werden. Nach einem kurzen „Katz-und-Maus-Spiel“ nahm ich ihn vorsichtig auf.

Damit der kleine Spatz nicht von der Hand springt, musste er kurz (vorsichtig!) fixiert werden
Damit der kleine Spatz nicht von der Hand springt, musste er kurz (vorsichtig!) fixiert werden

Bereits nach wenigen Augenblicken merkte er, dass ich ihm nichts Böses will und so kam es, dass er auch bei geöffneter Hand entspannt sitzen blieb und die neue große Welt beobachtete, während sein Retter einhändig den Schuppen öffnete, die Leiter herausbuxierte und diese unterhalb des Vogelhäuschens aufstellte.

Von Schockstarre keine Spur: Der Kleine entdeckt die Welt aus einer für ihn neuen Perspektive
Von Schockstarre keine Spur: Der Kleine entdeckt die Welt aus einer für ihn neuen Perspektive

Einhändig auf die wackelige Leiter geklettert, schob ich meine (nun wieder geschlossene), vogelgefüllte Hand vorsichtig an die Öffnung des Vogelhäuschens. Der kleine Fratz machte ein paar Schritte zurück, drehte seinen Kopf um 90 Grad und blickte in meine Richtung. Wollte er möglicherweise nicht wieder zurück? Neuer Versuch:

Vögelchen vorsichtig zurechtgerückt und die Hand noch vorsichtiger Richtung Öffnung bewegt. Nach einem kurzen Blick ins Innere machte der Kleine von allein einen Satz nach vorn und war wieder bei seinen Geschwistern.

Brutstätte unserer Mitbewohner
Brutstätte unserer Mitbewohner

„Nun müssen nur noch die Alten zurückkommen“, ging mir durch den Kopf, denn sie hatten sich während der ganzen Prozedur nicht ein einziges Mal blicken lassen. Normalerweise rotten sich Spatzen ja zusammen und verteidigen ihre Jungen bis aufs Messer.

Aber: Keine fünf Minuten später ließen sie sich wieder blicken und die ganze Familie war wieder vereint.

Heute – ein Tag später – scheint dort oben immer noch alles in bester Ordnung zu sein. Die ganze Aufregung hat sich anscheinend gelohnt.

1 Gedanke zu „Ein Spatz in der Hand…“

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